Paar- und Sexualtherapie

Sexualtherapie

Die Sexualtherapie ist eine relativ „junge“ Disziplin. Als erster Sexualwissenschaftler gilt Alfred Kinsey, der mit seinen Buchpublikationen zum Sexualverhalten des Mannes 1948 und der Frau 1953 mit gesellschaftlichen Tabus gebrochen hat. 1958 wird erstmal ein Therapieprogramm zur Behandlung von sexuellen Funktionsstörungen von Masters und Johnson vorgestellt, bei dem mit dem sog. Sensuate Focus (sinnliche Berührungsübungen) gearbeitet wurden. Innovativ war bei Masters und Johnson, dass auch der „symptomfreie“ Partner mit in die Behandlung miteinbezogen wird. 

Das Institut für Sexualforschung in Hamburg erarbeitete 1972 mit Bezug auf das Werk von Masters und Johnson (1970) ein bis heute etabliertes sexualtherapeutisches Übungsprogramm. Weitere Pioniere auf dem Gebiet der Sexualtherapie sind u.a. auch David Schnarch und Uwe Clement (systemischer Ansatz).

Das Behandlungsprogramm in meiner Praxis orientiert sich an diesen Ansätzen, am Curriculum des IVS und den Erfahrungen aus meiner Tätigkeit in der Paar-und Sexualtherapeutischen Praxis von Dr. Beatrice Wagner. Einen besonderen Schwerpunkt habe ich auf die genitalen Schmerzstörungen (Dyspareunie und Vaginismus) gelegt. Grundlage der Sexualtherapie sind darüber hinaus meine Ausbildungen in Gesprächs- und Verhaltenstherapie (REVT, ACT).

Schmerzen, die während des Geschlechtsakts auftreten, werden medizinisch als Dyspareunie zusammengefasst. Als frauenspezifische Formen gelten Vaginismus und Vulvodynie. 43% der Frauen leiden an Dyspareunie und rund 8% speziell an psychogenem Vaginismus (Amred 2011).

Die ICD-10  beschreibt den nicht-organischen Vagnismus als Spasmus der die Vagina umgebenden Beckenmuskulatur, wodurch es zum Verschluss der Introitus Vagina kommt. Ein Eindringen ist dann unmöglich oder schmerzhaft (WHO, 2015). Sexuelle Reaktionen können normal verlaufen, wenn ein vaginales Eindringen nicht versucht wird. Vaginismus als spezifische Form der Penetrationsabwehr führt zu Ängsten und dem Versuch das Eindringen zu verhindern.

Die Verkrampfung wird nicht absichtlich herbeigeführt, sondern ist ein unbewusster Prozess, ein Reflex, der entstand, weil die vaginale Penetration als etwas Gefährliches, Angsterregendes, Schmerzhaftes, Unangenehmes erlebt wurde und vorgestellt wird – unabhängig davon, ob eine Ursache erinnert werden kann oder nicht. Ist keine negative Erfahrung hinterlegt, kann die Ursache des Vaginismus auch Ausdruck von Sexualangst sein: Resultat eines  Erziehungstils sein, bei dem sexuelle Lust tabuisiert oder mit Schuldgefühlen beladen wurde. Vaginismus kann unterschiedliche Ausprägungen haben. Manche Frauen können eine gynäkologische Untersuchung durchführen lassen aber keinen Geschlechtsverkehr haben. Andere können weder das eine noch das andere. Schon die Antizipation einer Penetration kann ausreichen, um den Vaginalreflex auszulösen.

Beim Versuch Sex zu haben erwartet der Körper Schmerz, da er sich davor schützen möchte, verkrampft er sich. Die Vagina wird eng und insbesondere dann schmerzhaft, wenn der Mann eindringt. Schmerzen machen Angst. Wenn der Kreislauf erst begonnen hat, entsteht auch die Angst vor dem Schmerz.

 

Unbewusste Konflikte, Stress, Ängste, Leistungsdruck, schwierige Lebenserfahrungen, akute Belastungen, Krankheiten u.a. können die Ursache von sexuellen Störungen sein. Sexualtherapie kann dabei helfen wieder mehr Lust auf sich und den Partner zu entwickeln.

Bestandteile der Sexualtherapie

  • Anamnese und Exploration
  • Einzel- und Paarsetting
  • Auflösung von Erwartungsdruck und Versagensangst
  • Vermittlung von liberaleren Einstellungen zur Sexualität und Aufklärung
  • Sensuate Focus-Einzel- und Paarübungen (sinnliche Berührungen und Körpererfahrungen)
  • Verständnis der Bedeutung der sex. Störung für die Paarbeziehung
  • Behebung des zugrundeliegenden Paar-konflikts bzw. innerpsychischen Konflikts