MOBBING | BOSSING

»Die wollen mich loswerden«

Mit dem Begriff Mobbing (engl. to mob: über jemanden herfallen, sich auf jemanden stürzen, anpöbeln) wird ein Prozess beschrieben, bei dem Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum von Kollegen, Vorgesetzten oder Untergebenen schikaniert, belästigt, drangsaliert, ausgegrenzt werden oder auch kränkende Arbeitsaufgaben erhalten. Mobbing durch einen Vorgesetzten, wird auch als Bossing bezeichnet und beim sog. Staffing werden Führungskräfte von Mitarbeitern schikaniert

 

Wie zeigt sich Mobbing? – Mobbingstrategien (nach Zapf, 2004)

  • Organisationale Maßnahmen (z.B. Kompetenzentzug, Entzug von Arbeitsaufgaben, Vergabe sinnloser oder Selbstwert verletzender Aufgaben)
  • Soziale Isolation (z.B. Ausgrenzen der Person, Einschränkung ihrer Kommunikationsmöglichkeiten
  • Angriffe auf die Person und ihre Privatsphäre, u.a. mit Beeinträchtigung des Ansehens in dem Unternehmen (z.B. Person lächerlich machen)
  • Verbale Aggressionen (z.B. anschreien, kritisieren und demütigen vor versammelter Mannschaft
  • Androhung oder Ausübung von körperlicher Gewalt
  • Einsatz von Gerüchten

Wenn Mobbing krankt macht – Symptome

Aufgrund des Dauerstresses, der durch ständige Angriffe gegen das Selbstwertempfinden und Sicherheitsgefühl hervorgerufen wird, aber auch infolge der Belastung durch vermehrte und unangenehme Arbeit entstehen psychische und physische Beschwerden. Typische Symptome sind u.a. Schlafstörungen, Grübeln, innere Unruhe, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Antriebsminderung, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Hilflosigkeitserleben, gedrückte Stimmung, Angstreaktionen, Somatisierungsphänomene, Kreislaufbeschwerden usw.


Mobbing kann sich aus dem Arbeitsgeschehen entwickeln oder strukturell bedingt sein.

So kann sich Mobbing z.B. unter Bedingungen der Arbeitsverdichtung und aus inkompetentem Führungsverhalten entwickeln. Wenn eine Arbeitsgruppe mehr leisten muss, weil z.B. ein Mitarbeiter ausgefallen ist, oder der Arbeitsanfall gestiegen ist, beginnt das System „Arbeitsgruppe“ instabil zu werden. Häufen sich Fehler bei einer Person der Arbeitsgruppe und bietet diese durch ihre Persönlichkeit zusätzlich eine Angriffsfläche, so wird sie als Verursacher für das problematische Situation identifiziert. Als Sündenbock – um die Verantwortung für die eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Gruppe zu rechtfertigen. Eine fehlende oder unzureichende Führung führt dann zu weiterer Eskalation.

Die Ursache von Mobbing ist damit einerseits ein prozesshaftes Geschehen. Es bestehen aber auch Besonderheiten, die die Organisation, die Mobbingtäter und Mobbingopfer charakterisieren: (nach Schwickerath, 2012:

  • Die Organisation, bzw. Gruppe
    • stressreiche Arbeitsbedingungen, schlechte Zusammenarbeit mit Kollegen, Rollenkonflikte, fehlende soziale Unterstützung, unklare Verantwortungsbereiche, schlechte Einflussmöglichkeiten der Mitarbeiter
  • Die Mobbingtäter
    • Inoffizielle Personalarbeit: Reduzierung von Personalstand, Konkurrenz, Neid, persönliche Gründe wie Gefühle der Minderwertigkeit, Angst oder Bedrohung des eigenen Status, nicht souveräne Führungskräfte und starke Mitarbeiter, narzisstische Persönlichkeitsstile
  • Die Mobbingopfer
    • Niedrigeres Selbstvertrauen und geringere Selbstbehauptung, höheres Ungerechtigkeitsgefühl, höhere Verausgabungsbereitschaft, Perfektionsstreben, höhere Resignationstendenz bei Misserfolg, höhere subjektive Bedeutsamkeit der Arbeit, niedrigere Distanzierungsfähigkeit


Kennzeichen

  • Konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz
  • Die angegriffene Person ist unterlegen
  • Systematischer direkter oder indirekter Angriff von ein oder mehreren Personen
  • Ziel der Angriffe ist Ausgrenzung
  • Dauer und Häufigkeit: mindestens ein halbes Jahr, einmal pro Woche

Mobbing ist nach den gängigen Klassifikationssystemen keine eigenständige Diagnose, sondern auslösende oder aufrechterhaltende Bedingung der jeweiligen Erkrankung.

MÖGLICHE ANSATZPUNKTE IN THERAPIE UND COACHING

Therapie oder Coaching werden individuell auf die Problematik und Bedürfnisse abgestimmt. Folgende Punkte könnten z.B. dabei mit einfließen:

  • Distanz schaffen
  • Die Mobbing-Situation wahrnehmen und verstehen
  • Äußere und innere Belastungsfaktoren verringern
  • Ressourcen, Selbstfürsorge stärken
  • Selbstwert und Selbsteuerung
  • Persönliche Werte und Ziele
  • Achtsamkeit und Aufmerksamkeitslenkung
  • Problemlösesstrategien
  • Kommunikationstraining

Eine Therapie ist sinnvoll, wenn das subjektiv-empfundene Wohlbefinden beeinträchtigt ist und/oder störungsspezifische Symptome auftreten.